junge Alternative // floomagazin
AI-Generiertes Bild

Radikaler als die AfD – Die Junge Alternative

Die Junge Alternative, die Jugendorganisation der rechten Partei Alternative für Deutschland, zählt rund um die 2000 Mitglieder:innen und entstand vor zehn Jahren. Dieses Jahr wurde sie nach vier Jahren der Überwachung durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Sie vertreten eine klar verfassungsfeindliche Gesinnung und propagandieren ein völkisches Gesellschaftskonzept, das auf biologistischen Grundannahmen beruht“, so der Verfassungsschutz. Im Zuge der neusten Ereignisse, der Verhaftung des bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Daniel Halemba wegen Volksverhetzung und Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen, organisiert sich die Junge Alternative, kurz JA. Ihr gelingt es den Skandal zu instrumentalisieren und neue Mitglieder:innen zu rekrutieren.

Selbst die AfD distanziert sich in Fällen wie einer organisierten Demonstration zur Solidarisierung mit Halemba in Würzburg von ihrer Jugendorganisation, und das nicht zum ersten Mal. Insbesondere die vermehrte, unverhohlene Hetze gegenüber Andersgläubigen führt zu einer Abgrenzung von der ohnehin schon rechtsextremen Mutterpartei. Viele befürchten eine zunehmende Radikalisierung durch die Jugend. Wir haben einen Blick in das Programm der Jungen Alternative geworfen, damit ihr es nicht müsst.

Programminhalt

Pathetische Ausdrucksweise, populistische Strategien wie Vereinfachungen, Stereotype und der Einsatz von Wir“-Begriffen durchziehen das gesamte Programm. Aussagen, wie „Wir sind nicht bloß konservativ, wir sind auch rechts“ machen die politische Positionierung und das Bewusstsein dessen eindeutig. Durch die vermeintliche Entfremdung der Menschen von der Politik, möchte die Junge Alternative Jugendliche in Form von Freizeitaktivitäten, Festen und Treffen ansprechen, bei denen die Werte der Partei geteilt werden.

Kaum eine deutsche Partei lässt so viele Gelder in ihre Jugendorganisationen und in die Verbreitung von Videos auf Social Media fließen. Genau das verschafft der Jungen Alternative einen Vorteil und eine hohe Reichweite, vor allem bei jungen Anhänger:innen. Ein sogenannter Deutschlandplan aus dem Jahr 2018 der Jungen Alternative wirbt für einige Programmpunkte, die selbst in der AfD noch nicht vertreten waren, darunter die definitive EU-Auflösung und ein Nato-Austritt.

Die EU ist in den Augen der JA „ein Paradebeispiel für den Verlust von Souveränität“. Sie fordern sehr strenge Grenzen, Abschiebungen und trotz der Leugnung des Klimawandels, welcher in ihrem Programm mit „Wir sind nicht die Generation Greta, sondern die Generation Deutschland“ kommentiert wird, auch zukünftig keine Aufnahme von Klimaflüchtlingen.

Die Ausgaben für die Bundeswehr sollen erheblich steigen. Die JA wirbt für eine Bewerbung der Bundeswehr in Schulen und die Wiedereinführung der Militärpflicht. Auch wäre eine atomare Aufrüstung Deutschlands sinnvoll. Sie fordern ein „Zurück zu deutschen
Militärtraditionen“.

In Fragen der Frauenrechte bewegt sich die Junge Alternative ebenfalls rückschrittig und verlangt ein Verbot von Abtreibungen. Ähnlichkeiten zum dritten Reich lassen sich ziehen, wenn man sich den Aufruf zum Gebären einer deutschen Zukunft durchliest.

Gegen die „Klimawandelhysterie“, gegen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, gegen Migration! – Eines ist klar, an der jetzigen Politik hat die JA viel auszusetzen.
Die Inszenierung als einzige Alternative für Unzufriedenheit mit den aktuellen politischen Ereignissen verschafft ihr einen großen Aufschwung.

Rechtsextremistische Verbindungen

Unter den Mitglieder:innen ist der Name „Höcke Youth“, angelehnt an die Hitler Jugend und den rechtsextremen AfD-Politiker Björn Höcke, weit verbreitet. Der Verfassungsschutz weist auf die zahlreichen Vernetzungen der Jungen Alternative mit der Szene der Neuen Rechten hin, einem informellen Netzwerk, die nationalistische bis rechtsextreme Ansichten teilen, sich organisieren und oftmals antidemokratische und antiliberale Positionen beziehen.

Die Junge Alternative steht immer wieder im Zusammenhang mit aktenkündigen Neonazis oder im engen Kontakt mit der identitären Bewegung in Österreich. Zudem teilen viele Mitglieder der Jungen Alternative die Idee der Identitären vom Großen Austausch. Von diesem ist bei Demonstrationen oder auch Social Media immer wieder die Rede. Er beschreibt, eng verwoben mit rechtsextremen Verschwörungstheorien, die Annahme, dass die Bevölkerung Deutschlands vollständig durch Zuwanderer:innen ersetzt werden soll.

Die AfD setzte die Identitäre Bewegung auf eine sogenannte Unvereinbarkeitsliste. Doch JA-Mitglieder:innen, wie der AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba, laufen bei Demonstrationen im Block der Identitären Bewegung mit. Halemba selbst empfindet, dass der Unvereinbarkeitsbeschluss aufgehoben werden sollte, da die Identitären ja die gleichen Ziele verfolgen würden wie die AfD.

Immer mehr Landtagsabgeordnete sind ehemalige Mitglieder:innen der Parteijugend. Der Bundesvorsitzende der Jungen Alternative Hannes Gnauck sitzt sogar schon im Bundestag. Für den Verfassungsschutz ist eindeutig, dass die JA ein rassistisches, extremistisches Weltbild vermittelt, sich gegen die Demokratie und somit in mehreren Punkten gegen das Grundgesetz stellt. Wenn man sich das Programm der Ja durchliest, sich ihr Verhalten auf Reden oder Demonstrationen und ihre zahlreichen Vernetzungen zu Organisationen, die noch rechter als die AfD sind, anschaut, wird schnell klar, dass die Angst vor einer zunehmenden Radikalisierung begründet ist. Die Rechten von morgen sind eine reelle, ernstzunehmende Gefahr, die auch als solche erkannt werden muss.

Geschrieben von Greta Gerstenberg.

Wenn dir der Artikel „Radikaler als die AfD – Die Junge Alternative“ gefallen hat, dann teile ihn gerne mit deinen Freunden. Dieser Artikel entstand 2023 im Rahmen eines Fachtutoriums an der Uni-Wien.

Quellenverzeichnis – Radikaler als die AfD – Die Junge Alternative