Land der Berge, Land am Strome, Land der toten Frauen. So oder so ähnlich sollte aktuellen Entwicklungen nach die österreichische Bundeshymne anklingen. Die Jahresabrechnung der Femizide 2023 beläuft sich Ende Dezember auf 26 Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts getötet wurden. Es stellt sich die Frage nach den Ursachen dieses schaurigen Phänomens und Achtung liebe Leserinnen und Leser, sie liegt näher als gedacht …
Was ist eigentlich ein Femizid?
Femizide bezeichnen „die Ermordung von Frauen durch Männer aufgrund ihres Geschlechtes“ (Amnesty International, 2023). Österreich zählt EU-weit die höchsten Frauenmorde und weist innerhalb des letzten halben Jahrzehnts einen deutlichen Anstieg dieser auf. Um Zahlen sprechen zu lassen, wurden im Jahr 2014 noch 19 Frauen von Männern getötet. Im Vergleich waren es 2018 bereits 41, also mehr als doppelt so viele Opfer. Grundsätzlich handelt es sich bei den Tätern beinahe durchweg um Familienmitglieder oder (Ex-)Partner. Fundamental ist anzuerkennen, dass wir hierbei nicht um Familiendramen oder einzelne Schicksalsschläge sprechen. Femizide stellen ein strukturell verlaufendes Problem dar, dessen Ursachen sich in den Grundzügen unserer Gesellschaft zeigen.
Wie unsere Gesellschaft den Weg zu Femiziden ebnet
Trotz dessen Frauen und Männer in Österreich per Gesetz gleichgestellt sind, sieht die Realität anders aus. Nach wie vor werden weibliche Personen in zahlreichen Bereichen der Gesell schaft benachteiligt, wie zum Beispiel im Gender Pay Gap hervorgeht. Die maßgebliche Prä gung unserer Gesellschaft durch das Patriarchat, also einem System, das maßgeblich durch männliche Dominanz geprägt und kontrolliert wird, ist unumstreitlich. Sie zeigt sich beispiels weise in Frauenfeindlichkeit.
Auch die sogenannte Toxische Männlichkeit, also einem Rollen bild, das Männlichkeit mit Aggressivität und Dominanz verknüpft, spielt gesellschaftlich nach wie vor eine große Rolle. Genderstereotypische Zuschreibungen und traditionelle Frauen- und Männerbilder begünstigen Beziehungsdynamiken, in denen Frauen Männern gegenüber exis tenziell wirtschaftlich abhängig sind. All diese Faktoren fördern ungleiche Machtverteilungen zwischen den Geschlechtern und ebnen so den Weg zu Machtmissbrauch, häuslicher Gewalt bis hin zu ihrer extremsten Form dem Femizid.
Was getan werden muss
Die österreichische Politik pocht nach wie vor auf die Ausweitung von Hilfsangeboten gegen über Betroffenen. Doch sie setzt am falschen Punkt an. Natürlich muss Frauen, die von Gewalt betroffen sind, geholfen werde, das ist keine Frage.
Doch Femizide sind kein Frauenproblem. Femizide sind ein klares Männerproblem und sollten auch als dieses verstanden werden. Was es braucht, ist eine intensive und gründliche Präventionsarbeit, die im besten Fall schon in Kindergärten oder Schulen ansetzen, um eine Sozialisation zu begünstigen, in der beide Ge schlechter tatsächlich als gleichgestellt wahrgenommen werden. Doch das reicht nicht. Unsere gesamte bestehende Gesellschaft ist durch die Dynamik des Patriarchats geprägt. Dieses gilt es zu durchbrechen.
Hierbei spielen z.B. im Rahmen von Gewaltprävention Männerberatun gen und Anti-Gewalt-Trainings eine relevante Rolle für Täter häuslicher Gewalt. Besonders vulnerable Gruppen, also Menschen mit kulturellen und religiösen Ansichten, die immens durch patriarchale Strukturen geprägt sind, müssen erreicht und sensibilisiert werden. Hierbei könnten Werbekampagnen einen Anfang bilden. Ebenso wichtig sind adäquate strachrechtli che Verfolgungen. Letztendlich liegt es in der Hand eines jeden Mitglieds der Gesellschaft, so auch dir, bestehende Geschlechterdynamiken zu hinterfragen und seine Macht entweder für oder gegen Frauen zu nutzen.
Geschrieben von Jasmin Glaubmann.
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https://www.gewaltinfo.at/themen/gewalt-an-frauen/femizide-und-gewalt-gegen-frauen-in-o esterreich.html
https://www.amnesty.at/themen/frauenrechte/toedliche-gewalt-an-frauen-femizide-in-oester reich-und-weltweit-verhindern/#femizide-oesterreich
https://www.falter.at/video/8DEco_jm0dk/im-falter-warum-femizide-gesche hen/PLDEF9F823EE37271C
https://orf.at/stories/3322655/