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Land der Berge, Land am Strome, Land der Femizide

Seit Jahren führt Österreich auf internationalen Rankings für die meisten Femizide – 2023 fanden in Österreich 26 Femizide statt. Wie kommt Österreich auf diese erschreckend hohe Zahl und was sagt die Regierung dazu? Berechtigte Fragen, aber fangen wir mal von vorne an…

Was sind Femizide überhaupt?

Diana Russels definiert zum ersten Mal den Begriff Femizid 1992, in ihrem Buch „Femicide: The Politics of Woman Killing“. Russels beschreibt Femizide, als die Tötung einer Frau durch einen Mann. Elf Jahre später kommt es zu Definitionserweiterung. Nun wird unter Femizide die Tötung einer Frau, durch einen Mann, aufgrund ihres Geschlechts verstanden. Der Begriff „women“, also Frauen, wird durch „femals“, also weiblich ersetzt, um zu betonen, dass auch Mädchen, von solchen Delikten betroffen sind.

Was sind Hauptgründe für Femizide?

Die Hauptgründe für Femizide und Gewalt an Frauen sind strukturell bedingt und gehen auf unsere Gesellschaft zurück. Laut Maria Rösselhumer (Politikwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin) kann man die Hauptursachen für Femizide in drei Punkte unterteilen.

Als ersten Punkt führt Rösselhumer die fehlende österreichische Gleichstellungspolitik an. Österreich befindet sich von einer kompletten Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern weitentfernt. Frauen verdienen beispielsweise in zahlreichen Berufen immer noch, für dieselbe Arbeit, weniger als Männer. Als zweiter Punkt wird das, in unserer Gesellschaft, tiefsitzende patriachale System genannt. Unter Patriarchat versteht man ein Gesellschaftssystem, bei dem Männer Frauen unterdrücken, kontrollieren und repräsentieren. Jede dritte Frau ist von dieser Frauenfeindlichkeit betroffen. Als letzten Punkt nennt die Politikwissenschaftlerin traditionelle Rollenmuster, die Frauengewalt, bzw. Femizide begünstigen.

Land der Femizide – Österreich

Land der Femizide
Land der Femizide

Die Zahl der getöteten Frauen hat in den letzten Jahren in Österreich eine wachsende Tendenz angenommen. Waren es beispielsweise 17 Femizide, die in Österreich im Jahr 2015 begannen wurden, so stieg die Zahl, im Jahr 2019 auf 39 an.  Im jährlichen Vergleich zur EU liegt Österreich, mit einer der höchsten Femizidraten, an der Spitze. 2023 waren es 26 Femizide.

Was unternimmt die österreichische Regierung gegen Femizide?

Zuletzt offiziell zum Thema Femizide geäußert, hat sich die österreichische Regierung am 04.07.2023, bei einer Pressekonferenz, nachdem  13 Frauen in Österreich Femizide zum Opfer fielen.

Innenminister Karner (ÖVP), Land der Femizide

Bei jener Pressekonferenz betonte der österreichische Innenminister Karner (ÖVP), dass die Regierung auf das Problem bereits reagiert habe. Beispielsweise beim Ausbauen von Fallkonferenzen. Des Weiteren wurden, laut Karner, die Zahl der Präventionsbediensteten im Gewaltschutz von 500 auf 1.200 Personen erhöht.

Frauenministerin Raab - Land der Femizide

Die Frauenministerin Raab (ÖVP) meinte bei der Pressekonferenz, dass sie die Prävention verstärken will. So sollen behördliche Einrichtungen bekannter gemacht werden und mehr Schutz- und Übergangswohnungen für gewaltbedrohte Frauen zur Verfügung gestellt werden. Raab wolle bei der Bekämpfung von Femizide bei der Integration ansetzten. Sie verwies auf die extrem patriarchalen Strukturen in den Herkunftsländern der Migrant: innen.

Justizministerin Zadić (Die Grünen) - Land der Femizide

Justizministerin Zadić (Die Grünen) sah das Hauptproblem darin, dass die Opfer nur in Ausnahmen fällen an Behörden wenden und meinte, dass genau das der Punkt sei, an dem angesetzt werden müsse. Sie wolle Gewaltschutzzentren bekannter machen, an die sich betroffene Frauen melden können, ohne gleich eine Anzeige machen zu müssen.

Ob diese Maßnahmen genügend sind, ist fraglich. Schließlich fielen seit jener Pressekonferenz elf weitere Frauen Femizide zum Opfer. Allein im gesamten Oktober wurden fünf Frauen von ihren (Ex)- Partner umgebracht. Allerdings kam seit jener Pressekonferenz, von Seiten der Regierung, nichts als Funkstille.

Geschrieben von Sara Rischanek.

Wenn dir der Artikel „Land der Berge, Land am Strome, Land der Femizide“ gefallen hat, dann teile ihn gerne mit deinen Freunden. Dieser Artikel entstand 2023 im Rahmen eines Fachtutoriums an der Uni-Wien.

Quellenverzeichnis – Land der Femizide