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Medienwelle der Emotionen – Klimakleber und Fakten in der österreichischen Klimaberichterstattung

Wenn man die Österreicher:innen nach der „Letzten Generation“ fragt, stößt man unweigerlich auf gemischte Reaktionen. Bekannt für ihre polarisierenden Aktionen, hat sich diese Gruppe von Umweltaktivist:innen fest in der öffentlichen Debatte verankert. Für viele in Österreich sind sie vor allem eines: „Klimakleber“.

Dieser Begriff, weder gänzlich abwertend noch vollständig neutral, besonders in konservativeren Medienkreisen und auch im allgemeinen Sprachgebrauch, hat sich inzwischen landesweit etabliert. Die Aktivitäten der „Letzten Generation“ sind mehr als nur ein Symbol für Umweltschutz. Sie repräsentieren einen tiefgreifenden Konflikt in der Gesellschaft, der die Meinungen zur Klimadebatte spaltet und vor allem durch mediale Berichterstattung stark emotionalisiert werden.

Doch führt diese Emotionalisierung in die richtige Richtung?

Ein Ereignis, das die Debatte um die „Letzte Generation“ in Österreich jüngst besonders intensiviert hat, ist ein Video, in dem eine Mutter die Aktivis:innen inständig bittet, sie durchzulassen, damit ihr Sohn pünktlich zu einem Schulausflug gelangen kann. Dieses Bild – eine verzweifelte Mutter, konfrontiert mit einer schweigenden Gruppe von Klimaaktivistinnen – wurde schnell zu einem zentralen Thema in den Medien und sozialen Netzwerken.

Die emotionale Ladung dieses Vorfalls hat sich in der Medienlandschaft deutlich widergespiegelt. Schlagzeilen wie „Klima-Chaoten ignorieren herzlos weinende Mutter mit Kind“ dominieren die Berichterstattung, und Begriffe wie „verzweifelte Mutter“ und „weinendes Kind“ sind omnipräsent. Diese emotional aufgeladenen Darstellungen illustrieren, wie Medien emotionale Narrative nutzen, um Leser:innen zu engagieren und die Verbreitung ihrer Inhalte zu fördern.

In einer Zeit, in der Schlagzeilen und kurze Nachrichtenschnipsel oft mehr Gewicht haben als tiefergehende Analysen, scheint die Neigung zu solchen emotionalisierenden Berichten ein effektives Mittel zu sein, um Aufmerksamkeit zu erregen und die Leser:innenbindung zu stärken. Ein wesentliches Element in der Diskussion um die „Letzte Generation“ und die Klimadebatte in Österreich ist das Ungleichgewicht in der medialen Berichterstattung.

Während emotionale und konfrontative Aktionen von Aktivist:innengruppen wie der „Letzten Generation“ oft umfangreiche mediale Aufmerksamkeit erhalten, bleibt die Berichterstattung über wissenschaftliche Daten und Fakten zum Klimawandel vergleichsweise zurückhaltend.

Dieses Ungleichgewicht führt zu einer Diskrepanz in der öffentlichen Wahrnehmung des Klimawandels und seiner Dringlichkeit.

Diskrepanz von Aktivismus in den Medien

Die Aktionen der Aktivist:innen, die oft bildgewaltig und emotionalisierend sind, werden schnell zum Brennpunkt der medialen Berichterstattung. Sie bieten greifbare Geschichten und visuell ansprechende Inhalte, die leicht konsumierbar sind. Im Gegensatz dazu sind wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel, die in Zahlen, Daten und komplexen Analysen verankert sind, oft schwerer zugänglich und weniger „mediengerecht“. Diese Tendenz führt dazu, dass die tiefgreifenden und dringenden Informationen über die Klimakrise weniger präsent in der öffentlichen Debatte sind.

Diese Diskrepanz in der Berichterstattung stellt eine Herausforderung für die öffentliche Bildung und das Bewusstsein über den Klimawandel dar. Es ist entscheidend, dass Medien eine ausgewogene Berichterstattung anstreben, die sowohl die unmittelbaren und sichtbaren Aktionen von Aktivist*innen als auch die komplexen und grundlegenden Fakten des Klimawandels umfasst. Nur so kann eine umfassende und informierte öffentliche Debatte über eines der drängendsten Probleme unserer Zeit geführt werden.

Geschrieben von Lisa Sternig.

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Quellenverzeichnis – Medienwele der Emotionen