Dass sich die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, vor allem seit der Corona Pandemie drastisch verschlechtert hat, es an Personal im psychischen Fachbereich mangelt und „mental health“, also die mentale Gesundheit, immer noch zu sehr tabuisiert wird, sind keine neue Nachrichten und trotzdem hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert und wenn doch, dann viel zu langsam.
Wie geht es den Schüler*innen Österreichs tatsächlich?
Laut einer Studie der Medizinischen Universität Wien, die im Februar 2021 durchgeführt wurde, wurde ein alarmierender Anstieg der psychischen Krankheiten festgestellt. Aus der Studie, bei der rund 3.000 Schüler*innen ab dem vierzehnten Lebensjahr zur mentalen Gesundheit befragt wurden, ging hervor, dass jede*r zweite Jugendliche unter depressiven Symptomen oder Ängsten leidet, jede*r vierte unter Schlafstörungen und jede*r sechste Jugendliche äußerte Suizidgedanken.
Auch die HBSC-Studie („Health Behaivour in School- aged Children“), die im Schuljahr 2021/22 durchgeführt und im Jahr 2023 veröffentlicht wurde, zeigte, dass sich die psychische Gesundheit der Jugendlichen deutlich verschlechtert hatte. Des Weiteren stellte die Studie fest, dass Mädchen stärker unter psychischen Belastungen leiden als Buben. Psychische und physisch Beschwerden, die am häufigsten bei den Jugendlichen genannt wurden, waren: schlechte Laune, Schlafstörungen, Nervosität, Sorgen um die Zukunft und Niedergeschlagenheit. Des Weiteren gaben 10% der Mädchen und 7% der Buben eine problematische Nutzung der sozialen Medien, an.
Corona- Pandemie als pushender Faktor, nicht aber Auslöser für diese hohen Zahlen
Die Corona-Pandemie leistete, ohne Frage, einen großen Beitrag zur Verschlechterung der mentalen Gesundheit von jungen Menschen.
Für fast zwei Jahre wurde der gewöhnliche Alltag der Schüler*innen auf den Kopf gestellt. Man durfte nicht in die Schule gehen, soziale Kontakte wurden auf das Nötigste reduziert, Freizeitaktivitäten fielen weg, aber auch finanzielle Sorgen und Angst um die Gesundheit, steigerten die psychische Belastung der Kinder und Jugendlichen.
Trotzdem kann man die Corona- Pandemie nur als Tropfen, der das Glas zum Überlaufen brachte, betrachten. Denn auch schon vor der Pandemie litten einige Kinder und Jugendliche an psychischen Belastungen.
Psychische Belastungen entstehen unter anderem durch den hohen Leistungsdruck der Schulen, Kinderarmut und kulturelle Faktoren. Des Weiteren aber auch humanitäre Krisen, wie es die Corona- Pandemie war und die Kriege in der Ukraine oder im Nahen-Osten aktuell sind.
Große Unterbesetzung im psychischen Fachbereich Österreichweit gibt es nur 181 Schulpsycholog*innen, die für 1,1 Millionen Schüler*innen verantwortlich sind. Dies hat zu Folge, dass besagte Schulpsycholog*innen nur einmal in der Woche, meist auch nur für eine Stunde, an eine Schule kommen kann und meist von den Schüler*innen kaum wahr genommen wird.
Aber nicht nur Schulpsycholog*innen sind unterbesetzt. So mangelt es auch an Plätzen für Psychotherapien, bei denen eine Wartezeit von ungefähr vier Monaten anfallen kann. Lange Wartezeiten können besonders problematisch sein, wenn junge Personen unter schweren psychischen Problemen leiden und beispielsweise akut von Suizidgedanken betroffen sind und dringend Hilfe benötigen.
Was kann nun getan werden?
Neben der Aufstockung im psychischen Fachbereich, also beispielsweise den Schulpsycholog*innen und Psychotherapeut*innen, aber auch einer aktiven Armutsbekämpfung, die dringend benötigt wird, gibt es einige weitere Punkte, die sich beispielsweise an Schulen positiv auf die psychische Gesundheit von Schüler*innen auswirken können.
Eine gute Atmosphäre in den Klassenräumen, Stärkung des Selbstwerts, Förderung der Integrierung neuer Schüler*innen in Klassenräumen sind nur wenige von vielen Lösungsansätze, die erreicht werden könnten, um die mentale Gesundheit von jungen Menschen zu verbessern. Besonders wichtig ist es diese Thematik ernst zu nehmen und nicht aus den Augen zu verlieren. Denn: Die mentale Gesundheit junger Menschen soll und darf nicht mehr als „leises Leiden“ hingenommen werden.
Geschrieben von Sara Rischanek.
Wenn dir der Artikel „Das leise Leiden der jungen Menschen – Wie es um die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Österreich steht“ gefallen hat, dann teile ihn gerne mit deinen Freunden. Dieser Artikel entstand 2023 im Rahmen eines Fachtutoriums an der Uni-Wien.
https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/news-im-maerz-2021/16-prozentder-schuelerinnen-haben-suizidale-gedanken/
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230313_OTS0026/studie-psychischegesundheit-von-schuelerinnen-durch-pandemie-weiter-verschlechtert
https://unicef.at/news/einzelansicht/die-psychische-gesundheit-von-kindern-undjugendlichen-steht-auf-dem-spiel/
https://www.vienna.at/181-schulpsychologen-fuer-11-millionen-schueler/6999211
https://www.gesundheit.gv.at/leben/lebenswelt/schule/schulpsychologie/psychosoziale-gesundheit.html#wie-kann-man-psychosoziale-gesundheit-in-der-schule-foerdern