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Kollektivverträge: Was ist da gerade los?

Die jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen der Metallindustrie sind maßgebend für das Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Im Herbst 2025 verliefen sie ungewöhnlich schnell: Schon nach einem Tag stand der Abschluss. IST-Löhne und -Gehälter steigen um 1,41 % und eine Einmalzahlung. Kurzfristig mildert dies die Teuerung, doch langfristig sinkt die Kaufkraft und bleibt hinter der Inflation zurück.

Warum die Metallindustrie im Fokus steht

Kaum ein Tarifabschluss wird so genau beobachtet wie der der Metallindustrie. Das liegt an der hohen Zahl der Beschäftigten und daran, dass er oft als Maßstab für andere Branchen dient. Ein starkes Ergebnis signalisiert selbstbewusste Gewerkschaften, ein schwaches warnt vor möglichen Einbußen in anderen Bereichen.

Gewerkschaft und Politik

In Österreich sind Gewerkschaften traditionell eng mit der SPÖ verbunden. Seit Anfang 2025 ist die SPÖ wieder Teil der Regierung, was den Verhandlungen symbolische Bedeutung verleiht. Der Chefverhandler der Metaller, Reinhold Binder von der PRO-GE, ist seit 2024 auch Abgeordneter im Nationalrat für die SPÖ.

Andere Kollektivverträge

Die Metallindustrie dominiert die Schlagzeilen, ist aber nicht allein. Im Handel wurde 2024 ein Abschluss bis 2026vereinbart, der nun wegen der hohen Inflation neu verhandelt wird. Die für besonders junge Menschen relevante Branche der Gastronomie und Hotellerie hat eine Vereinbarung, die noch bis Ende April 2026 läuft.

Betriebsräte – das Rückgrat der Mitbestimmung

Betriebsräte sind entscheidend. Sie vertreten die Belegschaft gegenüber der Unternehmensführung und haben Mitspracherechte bei Versetzungen, Arbeitszeit und Kündigungen. Im Metaller-KV können Betriebsräte mitentscheiden, ob Einmalzahlungen in Freizeitumgewandelt werden. Für junge Beschäftigte sind sie oft der erste Ansprechpartner bei Fragen zu fairen Arbeitsbedingungen.

Budgetdefizit und Standortpolitik

Die Tarifverhandlungen stehen im Kontext des Budgetdefizits. Arbeitgeber verweisen auf diese ökonomischen Zwänge, um zurückhaltende Lohnerhöhungen zu rechtfertigen. Gewerkschaften argumentieren, dass Konsum und Kaufkraft nur durch höhere Einkommen stabil bleiben. Zwischen Staatsfinanzen und Unternehmensinteressen bleibt wenig Spielraum für kräftige Lohnerhöhungen, so die Aussagen rund um den ausgehandelten Metaller-KV.

Die Last der Arbeiterklasse

Der aktuelle Abschluss führt kurzfristig zu leicht höheren Einkommen, doch laut Momentum-Institut verlierenBeschäftigte über 10 Jahre bis zu 12.000 € im Vergleich zu einer vollen Inflationsabgeltung. Gewerkschaften betonen,Schlimmeres verhindert zu haben. Die breite Arbeiterklasse trägt mehr, während Unternehmensgewinne stabil bleiben.