Die Stadt Wien hat angekündigt, die Preise für alle Tickets der Wiener Linien anzuheben. Das 365-Ticket verschwindet somit nach 13 Jahren. Die Aufregung ist groß, niemand freut sich über Anhebungen von Ticketpreisen. Ein kurzer Bericht.
Das 365-Euro-Ticket
2012 von der SPÖ-Grünen-Stadtregierung eingeführt, war das 365-Ticket lange Wiens Aushängeschild und Bekenntnis für günstigen öffentlichen Verkehr. Ab 2026 soll die Jahreskarte 467 € (digital ab 461 €) und für Personen unter 26 Jahren 300 € kosten. Gerade für Personen mit wenig Einkommen eine herbe Erhöhung. Auch soll der Preis des Tickets jährlich angepasst werden.
Hätte man das Ticket an die Inflation angepasst, wäre man heuer bei einem Betrag um die 500€ angekommen. Aber weil der Name 365-Euro-Ticket lautete und man ein Zeichen für leistbaren öffentlichen Verkehr setzen wollte, blieb der Preis gleich.
- Presseinformation zu den Erhöhungen
- Zusammenfassung der Preisänderungen
- Kurier-Artikel zum 365-Euro-Ticket
Wiener Linien Finanzen
Es soll gespart werden. In Österreich sowie in Wien. Die Hauptstadt rechnet im diesjährigen Budget mit einem Defizit von rund 4 Mrd. Euro und will heuer auch noch 500 Mio. € einsparen. Ein Drittel davon soll aus Gebührenerhöhungen, wie jetzt bei der Jahreskarte, kommen.
Laut dem Kurier, der sich auf das Wiener Finanzresort beruft, erzeugten die niedrigen Ticketpreise 2023 einen Fehlbetrag von 200 Mio. €. Der Stadtrechnungshof meldete 2024 zudem, dass die Wiener Linien nur 39,61 % ihrer Finanzierung aus eigenen Erlösen decken. “Ein wesentlicher Grund läge in der Tarifstruktur und dem politischen Willen, dass ihre Tickets zu einem günstigen Tarif angeboten werden sollen (z.B. Preis der Jahreskarte von 365- EUR).” Im Budget für dieses Jahr sind für die Wiener Linien 806,6 Mio.€ als Betriebskostenzuschuss geplant – dazu kommen noch 325 Mio. Euro für den U-Bahn-Ausbau.
- Stadtrechnungsbericht (S.40 & S.50 relevant)
- Budget Stadt Wien 2025 (S.260 Wiener Linien)
- Kurier Artikel (erwähnte Info ⇒ letzter Absatz)
Thema nachhaltige Stadt und Parken
Letztendlich ist es die Entscheidung der rot-pinken Stadtregierung, die Gebühren genau dort anzuheben. Neben den Tarifpreisen der Wiener Linien wurden zum Beispiel auch die Parkgebühren in Wien angehoben. Das Parkpickerl kostet ab 2026 statt 10 € dann 13 € monatlich. Für eine Stadt, die den öffentlichen Verkehr fördern will, kein ideales Zeichen. Bis 2025 hatte man sich vorgenommen, den Autoverkehr in Wien auf 20 % zu reduzieren. 2024 waren es noch 2024, so dem Modal Split 2024.
Wahlversprechen und das Volk
Fast noch schwerwiegender ist, dass der Erhalt des 365-Euro-Ticket ein Versprechen von Bürgermeister Michael Ludwig und der SPÖ war vor der Wien-Wahl im April.
Die breiten Schultern
“Diese breiten Schultern können auch mehr tragen!” Ein Satz, den man Vizekanzler Andreas Babler dieses Jahr oft sagen hört. Nun ist die Bundesregierung und die Wiener Stadtregierung nicht gleichzusetzen. Der Vergleich ist hier jedoch ansehnlich. Studierende sollen zukünftig 90 € mehr zahlen für ihre Jahreskarte, um den öffentlichen Verkehr nützen zu können, während Autofahrer nur 36 € pro Jahr mehr zahlen müssen fürs Parkpickerl. Wobei die Schultern der jungen Menschen, die auf die Nutzung der Öffis angewiesen sind, sicherlich schmaler sind, als die Schultern der Autobesitzer.