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Was ist (politisches) Framing?

am Beispiel eines Tests im Kalten

Warum reden wir heute über Framing? Die ganze Situation schaut so aus: Ein Foto geht viral, auf dem zu sehen ist, wie ein Kind draußen alleine in der Kälte seine Schularbeit schreiben muss. Die Schule hat sein Attest bezüglich einer Maskenbefreiung nicht akzeptiert. Die Empörung ist zunächst groß.

Nach und nach kommen jedoch neue Informationen ans Tageslicht, die die ganze Geschichte als Inszenierung der Eltern entlarven und mit der Thematik ein gutes Beispiel für Framing liefern.

Was ist Framing?

Mithilfe von narrativen Mitteln und/oder durch eine gezielte Betonung, Inkludierung oder Exkludierung von Informationen werden Thematiken (darunter auch Nachrichten) so präsentiert, dass eine gezielte Interpretation des Sachverhalts vermittelt wird.

Grundsätzlich beschreibt Framing den Vorgang, einen Sachverhalt (zum Beispiel irgendwelche aktuellen Ereignisse) in einer bestimmten Sichtweise darzustellen, um einen bestimmten Effekt zu erzielen.

„Framing bedeutet, einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auszuwählen und sie in einem Text so hervorzuheben, dass eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung für den beschriebenen Gegenstand gefördert wird.“

– Robert Entman: Framing: Towards a Clarification of a Fractured Paradigm, 1993.

Framing beschränkt sich nicht nur auf das Geschriebene sondern kann auch visuell auftreten. Gerade da Frames so vielfältig sind, ist es schwierig, sie ganz konkret zu definieren. Dies wird vor allem durch die Welle an neuen Medien wie Instagram oder TikTok, wo quasi nur Videos und Fotos veröffentlicht werden, zusätzlich erschwert.

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Das Wasserglas Beispiel // Framing

Frames helfen uns, unseren Fokus auf die wichtigsten Aspekte eines Themas zu legen. Sie geben zudem eine gewisse Denkweise vor und bestimmen zu einem gewissen Grad, wie Rezipient*innen des Frames über das jeweilige Thema denken.

Was ist die Geschichte hinter dem Kind in der Kälte?

Ein Foto von einem 9-jährigen Volksschüler, der im Freien einen Test schrieb, ging viral auf Facebook. Laut ersten Angaben akzeptierte die Schule sein Attest für eine Maskenbefreiung nicht und er durfte deshalb nicht am Test in der Schule teilnehmen. Eine Geschichte, die, wie sich nun herausgestellt hat, ein wenig anders abgelaufen ist.

Die Aussage, die Schule hätte das ärztliche Attest einfach so abgelehnt, entspricht nicht ganz der Wahrheit. Die Schule wollte die Maskenbefreiung noch überprüfen, da das Attest vom bekannten Impfskeptiker Dr. Bileau kam. Gegen Dr. Bileau läuft derzeit, nach seinem Auftritt in einer Impfgegnerdoku 2019, noch ein Disziplinarverfahren der Ärztekammer.

Der Vorschlag, dass das Kind den Sachunterrichtstest im Freien abhält, kam laut Angaben der Bildungsdirektion direkt vom Vater.

Schlussendlich waren es die Eltern des 9-jährigen Jason, die das virale Foto von ihm draußen im Kalten machten. Wie das Foto auf Facebook kam, ist bislang noch unklar.

Die Kinderanwaltschaft ist nun auch aktiv geworden und spricht von einer „Instrumentalisierung“ des Kindes. Es wird argumentiert, dass in dieser Situation nicht nach dem Wohlsein des Kindes gehandelt wird, sondern dieses „missbraucht oder instrumentalisiert“ wird.

Inwiefern kam es hier zu Framing?

Grundsätzlich handelte es sich anfänglich um eine Inszenierung der Eltern, wo noch kein Medium davon wusste. Trotzdem vertreten eine Handvoll an Medien weiterhin das ursprüngliche Narrativ, obwohl die neue Faktenlage eine andere Realität widerspiegelt.

Das Ziel dieser Inszenierung ist mittlerweile klar. Diese ganze Farce dient dazu, um mehr Öl ins Feuer rund um die Unstimmigkeiten über die Corona-Maßnahmen zu gießen. Das Foto, welches die Eltern von ihrem Kind gemacht haben, soll die Absurdität der Corona-Maßnahmen veranschaulichen. Beide Elternteile sind zudem noch offene Impfgegner und äußerten sich schon öfters öffentlich kritisch gegenüber den Maßnahmen bezüglich der Pandemie.

Der Frame wird so gelegt, dass der Fokus auf dem Fehlverhalten der Schule sitzt. Informationen wie, dass die Eltern den Test im Freien vorgeschlagen haben oder dass die Schule das ärztliche Attest noch Überprüfen wollte, werden weggelassen. Die Rolle der Eltern wird dabei nur selten am Ende angeschnitten, aber auch dann nicht gründlich thematisiert.

Als Beispiel ist hier ein Ausschnitt aus dem Artikel „Schultest in Eiseskälte hat nun unerwartete Folgen“ vom Medium heute.at zu sehen. Es handelt sich hierbei um die letzten zwei Absätze des Artikels.

Framing Beispiel an einem Artikel vom Medium heute.at
Textausschnitt Quelle // Framing

Warum sind Frames wichtig im Journalismus?

Frames sind prinzipiell nichts Schlechtes. Komplexe Themen werden von Journalist*innen tagtäglich vereinfacht, um sie ihrem Publikum verständlicher erklären zu können.

Verwerflich wird es in dem Moment, wo ein spezielles Narrativ gewählt sowie Informationen ex- oder inkludiert werden, um die eigene Agenda zu fördern und den Rezipient*innen ein falsches Bild der Realität vorgegaukelt wird.

Der Journalismus steht in einem ständigen Vertrauensverhältnis zu seinen Rezipient*innen. Es wird erwartet, dass Journalist*innen nach gewissen Maßstäben (z.B. Presssekodex) handeln, um die Menschen wahrheitsgetreu zu informieren.

Solche manipulativen Frames schwächen dieses Vertrauen in den Journalismus. Sie fördern zudem nur das Misstrauen gegenüber den Medien, wodurch Personen in alternative Nachrichtenkanäle abrutschen, wo es diese journalistischen Maßstäbe erst recht nicht gibt.

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Trust // Framing