Eurozentrismus beschreibt die Vorstellung, dass Europa in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns gestellt wird. Europa wird als ideales System gesehen anhand dessen andere Länder, Kulturen und allgemein der Rest der Welt gemessen wird.
Die Normen, Wertvorstellungen und Überzeugungen, welche wir in Europa vertreten, werden als ideal angesehen. Eurozentrismus ist im Grunde ein unreflektiertes Denken und hat viele Parallelen zum Ethnozentrismus.
Diese eurozentrische Denkweise ist vor allem seit der Kolonialzeit breit vertreten und ist dadurch mit einem herabwürdigenden Blick auf alle anderen nicht eurozentrischen Normen, Kulturen, Überzeugungen, Werte und Vorstellungen assoziiert.
Beispiele für Eurozentrismus
Ein anschauliches Beispiel für den Eurozentrismus ist die geographische Darstellung, mit der wir handhaben. Beschreibungen wie „Westen“, „Naher Osten“ sowie „Mittlerer Osten“ gehen aus einer eurozentrischen Sichtweise hervor. Auch sind Karten, wo Europa nicht im Mittelpunkt steht, für die meisten von uns ungewohnt und werden als „falsch“ betrachtet.
In der Mercator-Projektion, die üblicherweise verwendet wird, um Karten darzustellen, erscheinen Gebiete, die weiter entfernt sind vom Äquator größer als sie sind. Regionen wie Europa, Nordamerika und Nordasien scheinen auf diesen Karten viel größer auf, als sie es in Realität sind.
Was sind die Gefahren von Eurozentrismus?
Durch das eurozentrische Denken hinterfragen wir unsere eigenen Wertvorstellungen und Überzeugungen nicht bzw. weniger und blicken gleichzeitig auf Wertvorstellungen und Überzeugungen von anderen Kulturen herab.
Die Kultur und Geschichte Europas wird als der weltweite Maßstab genommen und alle, die nicht diesen Maßstab erreichen oder andere Wertvorstellungen haben, werden als „primitiv“ oder auch „unterentwickelt“ betrachtet.
Was kann ich gegen Eurozentrismus tun?
Ein guter Weg, sich mit dem eurozentrischen Denken auseinanderzusetzen ist, kritisch die eigenen Wertvorstellungen zu hinterfragen, sich über Thematiken aus verschiedenen Quellen zu informieren und nicht nur die klassischen eurozentrischen Medien zu nutzen.
Bezug zum Krieg in der Ukraine (Kommentar-Abschnitt)
Meinung – Stand 3. März 2022
Die EU bereitet sich im Zuge des Ukraine-Kriegs darauf vor, Millionen an Kriegsflüchtlingen schnellstmöglich und unkompliziert aufzunehmen. Nun gibt es auch das eurozentrische und rassistische Argument aus mehreren Reihen, dass diese Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nicht mit den Flüchtlingen aus dem „nahen Osten“ zu vergleichen sind.
Es muss klar gesagt werden, dass man deshalb die Anteilnahme, Hilfe und solidarische Handlungen nicht mindern soll. Es ist gut und wichtig, dass der Ukraine in dem Ausmaß geholfen wird, wie es gerade vonstatten geht – man könnte auch noch darüber diskutieren, ob es noch immer zu wenige Maßnahmen seitens der Politik gibt, um den betroffenen Menschen zu helfen.
Andere von Krieg betroffene Menschen haben das gleiche Recht auf diese Hilfe und unsere Anteilnahme. Sie aufgrund ihrer geographischen Position sowie differenzierten Kultur abzulehnen, ist ein reines eurozentrisches, koloniales und rassistisches Denken.
Natürlich werden Faktoren wie geographische Nähe immer bis zu einem gewissen Grad ausschlaggebend sein, wie viel über ein Thema gesprochen wird oder nicht. Dennoch bleibt jeder Mensch Mensch und Menschen sollten Menschen helfen.