Seit Jahren wird über die große soziale Problematik der Kinderarmut in Österreich, einem doch eigentlich wohlhabenden Sozialstaat, geforscht und diskutiert. Nicht zuletzt wegen des jüngsten Skandals durch den Bundeskanzler Karl Nehammer, welcher der ärmeren Bevölkerungsschicht Mc-Donalds Hamburger als günstige warme Mahlzeit empfiehlt, hat die Debatte neue, dringend notwendige Wellen geschlagen.
Laut Studien aus dem Jahr 2022 sind rund 324.000 österreichische Kinder im Alter von bis zu 19 Jahren von Armut betroffen. Damit gilt jedes fünfte Kind als arm. Insbesondere im Vergleich zu anderen EU-Ländern ist dies ein alarmierender Wert. Was bedeutet es, in Armut aufzuwachsen? Und warum muss der Staat endlich intervenieren?
Die Auswirkungen von Kinderarmut
Armut zieht sich durch viele Lebensbereiche. Nicht nur das Aufwachsen wird durch Geldsorgen beeinträchtigt, sondern auch das weiterführende Leben. Denn Kinder aus einkommensschwachen Familien haben, trotz Österreichs Bemühungen Chancengleichheit, nicht die gleichen Möglichkeiten in Bezug auf Bildung oder auf soziale Beziehungen. Häufige Begleiter dieser Kinder sind soziale Isolation und Ausgrenzung, da sie nicht an denselben sozialen Aktivitäten und Freizeitmöglichkeiten teilnehmen können wie ihre wohlhabenderen Gleichaltrigen. Dies kann zu Defiziten im sozialen Miteinander oder im Umgang mit Konflikten führen.
Auch Raum für die eigene Entfaltung, zum Lernen oder ein Rückzugsort für Privatsphäre sind nicht gegeben. Darüber hinaus stellen Bildungsmaterialien eine Herausforderung dar, sowie der mangelnde Zugang zu außerschulischen Angeboten und elterlicher Unterstützung, da diese meist voll ausgelastet sind.
Qualitativ hochwertige Schulen, welche die Möglichkeit haben, individuell auf ihre Schüler*innen einzugehen, sind ungleich verteilt. So gibt es in ärmeren Stadtvierteln oftmals nur begrenzten Zugang.
Die schlechte Gesundheit der Betroffenen ist ein weiteres Problem. Ärmere Kinder sind öfter krank. Dies liegt einerseits an mangelnder wettergeeigneter Kleidung, andererseits an einem schlechter ausgebildeten Immunsystem durch fehlende Nährstoffe sowie psychischen Belastungen im bereits jungen Alter.
Die ersten Lebensjahre von Menschen sind die prägendsten. Auch das Symposium der Volkshilfe, welches am 24. Oktober 2023 im Theater am Werk stattgefunden hat, beschäftigte sich unter anderem eingehend mit den psychischen Folgen von Armut bei Kindern. Oftmals schließt das mangelnde Geld Heranwachsende aus zentralen kindlichen Lebensbereichen aus. Stattdessen müssen sie früh Verantwortung übernehmen und die Familie unterstützen. Zusätzlich entwickelt sich oftmals ein starkes Schamgefühl, chronischen Stress oder eine Konzentrationsschwäche, was den Selbstwert und die Leistungsfähigkeit des Menschen stark
beeinflusst.
Notwendige Maßnahmen und politische Aussichten
Zwar hat der Staat sozialpolitische Programme eingeleitet, die die Bekämpfung von Kinderarmut zum Ziel hat, dazu zählen Zahlungen wie Familienbeihilfe. Diese kommen jedoch oft zu kurz und decken die eigentliche Differenz nicht ab. Es wird kritisiert, dass es nur Einzelmaßnahmen ohne klare Gesamtstrategie seien.
Es wird eine Grundsicherung für Kinder gefordert oder aber warme, gesunde Mahlzeiten, die kostenlos von den Schulen gestellt werden sollen. Auch eine Initiative der EU möchte diese Regelungen nun in einem Programm festhalten, da die Probleme durch die derzeitige Teuerung für betroffene Familien nur drastischer werden.
Klar ist: die bisherigen Maßnahmen gehen in die richtige Richtung, reichen jedoch lange nicht aus. Die aktive allumfassende Bekämpfung von Kinderarmut und die Sicherung von Chancengleichheit, unabhängig vom sozialen Hintergrund, ist eine dringende Aufgabe, die die Politik nicht länger aufschieben kann und darf.
Geschrieben von Greta Gerstenberg.
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https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/2000145363648/experten-kritisieren-oesterreichs-nachlaessigkeit-im-kampf-gegen-kinderarmut
https://www.zeit.de/2023/16/kinderarmut-oesterreich-sozialpolitik-volkshilfe-studie
https://www.kinderarmut-abschaffen.at/fileadmin/user_upload/Media_Library_Kinderarmut/symposium/2023/Praesentationen/Erich_Fenninger_Strategien_gegen_Kinderarmut.pdf
https://www.puls24.at/video/cafe-puls/wegen-burger-video-nehammer-trifft-sich-mit-ngos/v1af3y45kt9qc
https://www.statistik.at/fileadmin/pages/338/Tabellenband_EUSILC_2021.pdf
https://www.volkshilfe.at/was-wir-tun/positionen-projekte/armut-und-kinderarmut/symposium-kinderarmut-2023/