Klimawandel in Österreich

Was kostet uns der Klimawandel in Österreich?

Anlässlich zum Globalen Klimastreik haben wir uns angesehen, welche finanziellen und ökologischen Folgen der Klimawandel für Österreich haben könnte. Dabei zeigte sich, dass wir daweil einen Weg einschlagen, der Mensch, Natur und Wirtschaft in Zukunft viel abverlangen wird.

Wie viel kostet der Klimawandel in Österreich derzeit?

Schon jetzt sind Folgen des Nicht-Handelns bezüglich des Klimawandels in Österreich erkennbar, die dem Staat jährlich etwa 15 Milliarden Euro kosten. Diese ergeben sich aus:
Fossile Importe: 8 Milliarden €
Umweltschädliche Förderungen: 4 Milliarden €
Klimabedingte Schäden: 2 Milliarden €
Klimawandelanpassungen: 1 Milliarde €

Diese Summe ergibt sich in den Forschungen der 2020 veröffentlichte Studie des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel im Auftrag des Klima- und Energiefonds, hier auch „COIN“-Studie* genannt. Neben diesen 15 Milliarden € wurden noch viele weitere Kosten identifiziert, grob in drei Dimensionen gefasst:

• Mehrausgaben zur Behebung von klimawandelbedingten Schäden sowie Ausgaben für Klimawandelanpassung (inklusive österreichischer Finanzierungsbeiträge auf globaler Ebene)

• Ausgaben im Falle einer Nichterfüllung der österreichischen Ziele in der EU-Klima- und Energiepolitik

• Kosten von klimaschädlichen Unterstützungsmaßnahmen, v. a. in den Bereichen Energie und Verkehr. (aus der COIN-Studie übernommen)

Cost of Inaction?

Die „Cost of Inaction“ ist ein Projekt, das vom Austrian Climate Research Program (ACRP) gefördert wird. 2015 und 2020 publizierte es Studien, die die errechneten Kosten der direkten Folgen des Klimawandels präsentierten. Dabei ergab sich eine Summe von bis zu 12 Mrd. Euro jährlich.

Allein die Kosten der Klimawandelanpassung betrug im Jahr 2020 rund 1 Milliarde € und wird sich schätzungsweise bis 2030 auf 1.5 Milliarden und 2050 auf 2 Milliarden € erhöhen. Auch sind umweltschädliche Unterstützungsmaßnahmen (sprich: finanzielle Unterstützungen von Maßnahmen, die gegen den Klimaschutz handeln, z.B. im Bereich Energie und Verkehr) nicht billig, hier ergeben sich jetzt schon 4.4 Milliarden € pro Jahr. 

Die Behebung von wetter- und klimawandelbedingten Schäden (Hochwasser, Waldbrände) kostet Österreich heute schon 2 Milliarden € jährlich. Diese 2 Milliarden, die sich unter anderem aus Hochwasserschäden ergeben, könnten laut den Ergebnissen des COIN in den nächsten Jahrzehnten auf bis zu 12 Milliarden € ansteigen.

Bisher war Österreich nicht besonders erfolgreich damit, die EU-Klimaziele des Pariser Abkommens einzuhalten. Zu diesem Thema haben wir bereits einen Artikel geschrieben, den Link findest du hier: Vor allem der Verkehrssektor ist maßgeblich daran beteiligt, dass die Treibhaus-Emissionen von Österreich nicht annährend so reduziert werden, wie sie sollten. Für die Zukunft könnte das neben Sanktionen wegen Nicht-Einhaltung der Klimaziele auch wirtschaftliche und ökologische Folgen bedeuten.

Welche ökologischen Folgen hat der Klimawandel in Österreich?

Durch die zunehmend trockene Atmosphäre gelangt Wasser leichter in die Luft, was zu intensiveren Regenfällen führt. Zudem steigt die Anzahl der Hitzetage weiter an. Vor allem ältere Personen haben mit den heißen Tagen zu kämpfen. Die österreichische Landschaft und Bevölkerung werden zunehmend belastet.

Als heiße Tage gelten jene, die ein Temperaturmaximum von 30° überschreiten. Von diesen Tagen werden wir zukünftig immer mehr erleben. Auf rund zwei Tage über 30 Grad° am Anfang des 20. Jahrhunderts kommen Schätzungen zufolge bis 2030 ganze 50 Tage.

Das sind fast zwei Monate Hitze ohne Pause. Zum Vergleich: 2021 gab es je nach Region im Süden/Osten bis zu 24 Hitzetage, im Norden/Westen bis zu 19. Auch wenn das Wetter heuer recht regnerisch war, galt der Sommer 2021 als einer der zehn wärmsten laut der 255 Jahre langen Messung. Mit der steigenden Hitze erhöht sich das Risiko auf Umweltkatastrophen wie Dürre und Waldbrände. Von Waldbränden hört man immer wieder, sei es der lokale Waldbrand oder das australische Buschfeuer Anfang 2020.

Gerade in Österreich sind wir wegen den Wäldern und Wiesen besonders von Waldbränden gefährdet, die durch das Zusammenspiel von leicht entzündbaren Böden, trockenem Klima, menschlichem Fehlverhalten etc. ausgelöst werden.  Aber auch Dürreperioden können in Zukunft eine große Rolle spielen: Die Landwirtschaft kann zwar ortsabhängig aufgrund wärmerer Temperaturen höhere Erträge leisten, diese würden aber durch Dürreperioden wieder negativ ausgeglichen werden. Abgesehen davon könnten Spätfröste und Ähnliches die Landwirtschaft beeinträchtigen. Diese Umweltveränderungen betreffen aber nicht jede Region Österreichs gleich stark. Während vor allem in Westösterreich höhere Ertragsleistungen erwartet werden, wird Dürre eher in Ostösterreich befürchtet.

Außerdem ist Hochwassergefahr in Österreich ein besonderes Risiko. Neben Todesopfern sind Sachschäden im Milliardenbereich zu erwarten. Zwar wird es allgemein heißer und trockener, doch genau dadurch wird ermöglicht, dass mehr Wasserdampf in der Luft aufgenommen werden kann. Somit werden Niederschläge intensiver und gefährlicher. Nicht nur entfernt schmilzt das Eis, auch in Österreich sind die Gletscher betroffen. Erwartet wird, dass die Hälfte der Gletschermasse in den nächsten 15 Jahren verschwindet, bis diese dann Ende des Jahrhunderts komplett weg sind.

Abgesehen davon ist aber auch der Mensch direkt betroffen. Die Hitze wird der physischen und psychischen Gesundheit der Menschen teilweise schwer zu schaffen machen. Folgen der steigenden Hitze können Schlafstörungen sowie steigende Sterblichkeit sein.  Heute mag das einem noch nicht bewusst sein, aber in einigen wenigen Jahrzehnten ist man selbst weniger fit und damit automatisch von den Klimawandelfolgen selbst betroffen. Vielleicht ist es aber auch die Oma oder der kranke Neffe, denen man das Hitzeleiden gerne ersparen möchte.

Welche wirtschaftlichen Folgen hat der Klimawandel in Österreich?

Die jährlichen 15 Milliarden € Kosten des Klimawandels können sich bis 2050 auf 20 Milliarden € erhöhen. Vor allem der Wintertourismus wäre stark betroffen. Bei einem Temperaturanstieg von 1 Grad° bis 2030 wandert die Schneefallgrenze ca. 150 Meter in die Höhe. Die Zahl der der Skigebiete, die unter der natürlichen Schneefallgrenze liegen, würde sich damit von 101 auf 145 erhöhen.

Wirtschaftlich wird sich der Klimawandel sowohl direkt als auch indirekt auf Österreich auswirken.

Direkte Folgen: Der Klimawandel wird Österreich Geld kosten, und zwar eine ganze Menge. Wirtschaftliche Folgen gehen dabei Hand in Hand mit den ökologischen. Hochwasserschäden wie zerstörte Häuser werden in Zukunft zumindest 1.700 bis 2.000 Millionen € jährlich betragen. Im Bereich der Gesundheitsschäden werden Kosten von 270 bis 2.300 Millionen € erwartet. Zwar wird es vereinzelt ertragsproduktivere Orte geben, dennoch wird es insgesamt auch in der Landwirtschaft zu Einbußen kommen.

Den steigenden Temperaturen werden Menschen aus unterschiedlichen Gründen zum Opfer fallen. Weniger lebendige Menschen bedeuten weniger Arbeitskräfte, was auch finanzielle Beeinträchtigungen mit sich bringt. Unter anderem durch Einbußen der Steuereinahmen, die für 2050 auf 720 Millionen € geschätzt werden. Auch der Tourismussektor wird stark unter dem Klimawandel leiden, da Österreich touristisch vor allem für seine Skigebiete besucht wird. Während der Sommertourismus an Beliebtheit gewinnt, wird der Wintertourismus leiden. Da man ohne Gletscher schlecht Skifahren kann, werden viele betroffene Ortschaften ihre Haupteinnahmequelle verlieren.

Indirekte Folgen: Fossile Lock-Ins (sprich: die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, u.a. Notwendigkeit von Autos für in Dörfern lebende Menschen oder die Erreichbarkeit von Einkaufszentren am Stadtrand) und vertane Chancen einer klimafreundlichen Transformation werden die Wirtschafsleistung und somit die Steuerbasis Österreichs verringern. Auch Störungen in den Transportketten, von dessen Importe Österreich teilweise abhängig ist, können Österreich zusätzlich belasten.

Die globale Vernetzung der Welt bedeutet, dass die Länder in Abhängigkeitsverhältnissen miteinander existieren. Generell gesprochen trägt Österreich mehr zum Klimawandel bei, ist aber weniger davon betroffen als andere. Dennoch sind stärker betroffene Länder wichtige Handelspartner- sollten diese nach einer Umweltkatastrophe ihre Leistungen nicht mehr erzielen können, ist die Kette des Transports und damit die Versorgung der ganzen Welt beeinträchtig. Bisher unbeachtet ließ man Faktoren wie Nahrungsmittelknappheit oder Flüchtlingsströme, die dennoch in Zukunft auf Österreich zukommen werden.

Was passiert, wenn wir unsere Klimaziele nicht einhalten?

Nach derzeitigen Prognosen scheint es so, als würde Österreich sein Ziel, mindestens 36% seiner CO2-Emissionen bis 2030 zu reduzieren, nicht erreichen. Bei einem Nichterreichen der Ziele muss Österreich teure Emissionszertifikate als Kompensation zahlen.

Österreich hat schon einmal eine Geldstrafe für nicht-eingehaltene Klimaziele bezahlt, nämlich in der Kioto-Klimaschutzperiode von 2008 bis 2012. EU-Abgeordneter Pascal Canfin sprach in einem Interview mit EURACTIV davon, dass bei Nicht-Einhaltung der Klimaziele die jeweiligen Länder 100 Euro pro überschrittener C02-Tonne zahlen müssten. Jede nicht-reduzierte Tonne muss durch Emissionszertifikate* gekauft werden- das kann Österreich Summen in „mittlerer einstelliger Milliardenhöhe“ kosten. Hinzu kommen Strafzahlungen, da Österreich einen Vertrag mit der EU einging und diesen wahrscheinlich nicht einhalten kann. Über die Kosten dieser Strafe ist aber bisher noch nichts bekannt. Wie in der COIN-Studie nochmal deutlich gemacht wird, kommen zu den finanziellen Strafzahlungen auch jene der österreichischen Reputation hinzu.

Was sind Emissonszertifikate?

Emissionszertifikate oder Emissionsrechtehandel ist ein marktbasiertes Instrument zur Eindämmung des Klimawandels, bei dem Anreize zur Einhaltung gewisser Emissionsobergrenzen geschaffen werden, die in weiterer Folge mit Emissionszertifikaten belohnt werden. Österreich ist Mitglied im EU-EHS oder EU-Emissionshandelssystem.

Fazit

Mit adäquaten Klimawandelanpassungsstrategien wie Hochwasserschutz und Frühwarnsysteme können Klimaschäden und ihre finanziellen Folgen verringert werden, auch wenn inzwischen Residualschäden* bestehen bleiben werden. Zwar kostet auch die Umsetzung der Anpassungsstrategien Geld und Zeit, doch langfristig hat der Staat in vielerlei Hinsicht Vorteile davon. Derzeit bewegen wir uns aber auf einem Weg, auf dem wir später einen größeren Preis zahlen müssen. Wir sollten jedoch darüber nachdenken, ob wir in Zukunft mit den Folgen des Klimawandels leben wollen oder heute noch etwas dagegen unternehmen, bevor es zu spät ist.

Was sind Residualschäden?

residual = bleiben, verbleiben. Residualschäden sind also bleibende Schäden, hier Bleibeschäden.